[1. Update 13.07.2018: Ergänzung Standard-E-Mail-Adressen und Domain-Hoster]
[2. Update 19.07.2018: Geändertes TTL-Verhalten bei Änderungen des Zonen-Kontakts im SOA-Record beschrieben]
Seit einigen Wochen sind die neuen Verfahren zur Domain-Freischaltung in der DFN-PKI in Betrieb (Details siehe Anleitung). Basierend auf den dabei gesammelten Erfahrungen hier einige Tipps für Teilnehmerservice-MitarbeiterInnen der DFN-PKI:
Vor dem 1. August 2018 ist noch was zu tun!
Über 90% aller Domain-Freischaltungen in der DFN-PKI laufen am oder schon vor dem 1.8.2018 ab. Das liegt an der Übergangsphase der Domain-Freischaltungsverfahren durch die Vorgaben aus den Baseline Requirements des CA/Browser-Forum. Sofern es wichtig ist, dass für eine Domain jederzeit SSL-Zertifikate aus der DFN-PKI beantragt und ausgestellt werden können, müssen die vorhandenen Domain-Freischaltungen von den Teilnehmerservice-MitarbeiterInnen mit Hilfe der Java RA-Oberfläche geprüft werden. Wie dabei am geschicktesten vorzugehen ist, wird im Folgenden beschrieben.
Auslaufende Domain-Freischaltungen (wiederholend)
Sehr viele bestehende Domain-Freischaltungen laufen nach der Umstellung der Verfahren zum 1.8.2018 oder früher aus. Danach laufen die Freischaltungen für bereits nach den neuen Verfahren freigeschaltete Domains jeweils nach 825 Tagen aus.
Sofern es wichtig ist, dass jederzeit Zertifikate für bereits einmal freigeschaltete Domains (z.B. für die Haupt-Domains einer Einrichtung) beantragt und ausgestellt werden können, sollte regelmäßig durch die Teilnehmerservice-MitarbeiterInnen in der Java RA-Oberfläche (Administration->Konfiguration Server-Domains) geprüft werden, ob die Freischaltung von Domains innerhalb der nächsten Wochen ausläuft. Das Tool hilft dabei, indem es die Domains, deren Freischaltung innerhalb der kommenden 30 Tage ausläuft, rot einfärbt. Sofern Sie für mehrere CAs bzw. RA-IDs verantwortlich sind, sollte diese Prüfung in allen CA-Zweigen (Baumhierarchie) und RA-IDs (über die Drop-Down-Liste), die in der Java RA-Oberfläche konfiguriert sind, durchgeführt werden.
Für „Neben-Domains“ ist es vielleicht nicht ganz so wichtig, dass jederzeit Zertifikate beantragt und ausgestellt werden können, so dass deren Freischaltung ggf. auslaufen kann und dann erst wieder bei konkretem Zertifikatsbedarf eine Auffrischung der Domain-Freischaltung erfolgt.
Auswahl der E-Mail-Adresse für den Versand der Challenge-E-Mails
Die zur Zeit von der DFN-PKI unterstützten Verfahren zur Domain-Freischaltung sehen alle den Versand einer Challenge-E-Mail an die E-Mail-Adresse eines vorgegebenen Domain-Kontakts vor. Wichtigste Voraussetzung dafür, dass dieser Prozess funktioniert, ist, dass diese Challenge-E-Mail bei jemandem ankommen kann, der/die damit etwas anfangen kann. Die E-Mail-Adresse muss also mit Bedacht ausgewählt werden. Wie geht man da am geschicktesten vor?
- Betroffene Domain in der Java RA-Oberfläche per Doppelklick auswählen (oder neu eintragen) und mal sehen, welche Mail-Adressen für den Versand der Challenge-E-Mail zur Auswahl angeboten werden.
- Sofern dabei eine E-Mail-Adresse aufgeführt ist, die direkt bei Ihnen oder bei direkten KollegInnen ankommt, sollten Sie diese E-Mail-Adresse auswählen.
- Können Sie keine E-Mail-Adresse identifizieren, von der Sie definitiv wissen, dass die E-Mails an diese Adresse ankommen und von jemandem gelesen werden, der/die weiß, worum es geht, dann sollten Sie sich eine gefühlt bestmögliche E-Mail-Adresse aussuchen und vor dem Start der (Re-)Validierung eine vorbereitende E-Mail an diese Adresse senden. Auf diese Weise finden Sie auch heraus, ob das ausgewählte Postfach überhaupt existiert oder eben doch nicht (Mail-Bounce).
Änderung des Zonen-Kontakts (SOA-Record) im DNS und die TTL
Die Änderung der E-Mail-Adresse im DNS-SOA-Record einer Domain benötigt im Normalfall ca. 10 Minuten (im Ausnahmefall maximal die eingestellte Time-To-Live (TTL) Zeit der DNS-Records der Domain), bis sie über den DNS-Resolver der DFN-PKI auch auf den DFN-PKI-Systemen angekommen und sichtbar ist und damit für die Domain-Freischaltung bei einem (erneuten) Freischaltungsvorgang zur Verfügung steht.
Keine E-Mail-Adresse aus dem Zonen-Kontakt (SOA-Record) im DNS
Es kann sein, dass für eine Domain keine E-Mail-Adresse aus dem Zonen-Kontakt (SOA-Record) zur Auswahl steht. Dann gibt es für diese Domain im DNS keine eigene Zone, also auch keinen SOA-Record, oder die E-Mail-Adresse wurde im SOA-Record fehlerhaft konfiguriert und wird daher nicht zur Auswahl angeboten.
Unten findet sich ein Kommandozeilenaufruf zur Abfrage des SOA. Die Syntax der E-Mail-Adresse ist etwas DNS-like. In diesem Beispiel ist noc.dns.icann.org. die gesuchte E-Mail-Adresse, die dann als noc@dns.icann.org interpretiert wird. Punkte im Lokalteil der Mail-Adresse werden im SOA-Record mittels Backslash geschützt, so wird beispielsweise vorname\.nachname.dns.icann.org. aus dem SOA-Record zu vorname.nachname@dns.icann.org. Der erste nicht geschützte Punkt von links wird zum @-Zeichen der Mail-Adresse.
dig SOA example.org ; <<>> DiG 9.11.0-P1 <<>> SOA example.org ;; global options: +cmd ;; Got answer: ;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 48535 ;; flags: qr rd ra ad; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 2, ADDITIONAL: 1 ;; OPT PSEUDOSECTION: ; EDNS: version: 0, flags:; udp: 4096 ;; QUESTION SECTION: ;example.org. IN SOA ;; ANSWER SECTION: example.org. 3600 IN SOA sns.dns.icann.org. noc.dns.icann.org. 2018050817 7200 3600 1209600 3600 ...
Google stellt ein Web-basiertes DNS-Werkzeug zur Abfrage des SOA-Records zur Verfügung https://toolbox.googleapps.com/apps/dig/#SOA/
Keine konstruierten Standard-E-Mail-Adressen
Es kann sein, dass für eine Domain keine konstruierten Standard-E-Mail-Adressen der Form (webmaster|hostmaster|postmaster|administrator|admin)@DOMAIN zur Auswahl stehen. Dann ist für diese Domain im DNS kein Mail-Server (MX-Record) eingetragen.
Unten findet sich ein Kommandozeilenaufruf zur Abfrage der Mail-Server (MX-Records) aus dem DNS.
> dig MX example.org ; <<>> DiG 9.11.0-P1 <<>> SOA example.org ;; global options: +cmd ;; Got answer: ;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 48535 ;; flags: qr rd ra ad; QUERY: 1, ANSWER: 2, AUTHORITY: 2, ADDITIONAL: 2 ;; OPT PSEUDOSECTION: ; EDNS: version: 0, flags:; udp: 4096 ;; QUESTION SECTION: ;example.org. IN MX ;; ANSWER SECTION: example.org. 86400 IN MX 50 mail1.example.org. example.org. 86400 IN MX 50 mail2.example.org. ...
Google stellt ein Web-basiertes DNS-Werkzeug zur Abfrage der MX-Records zur Verfügung https://toolbox.googleapps.com/apps/dig/#MX/
Das anlegen eines neuen DNS-MX-Records für eine Domain benötigt im Normalfall ca. 10 Minuten (im Ausnahmefall maximal die eingestellte Time-To-Live (TTL) Zeit der DNS-Records der Domain), bis dieser über den DNS-Resolver der DFN-PKI auch auf den DFN-PKI-Systemen angekommen und sichtbar ist und damit die Standard-E-Mail-Adressen für die Domain-Freischaltung bei einem (erneuten) Freischaltungsvorgang zur Verfügung stehen.
Standard-E-Mail-Adressen und Domain-Hosting
Prüfen Sie für betroffene Domains, ob das Domain-Paket bei Ihrem Domain-Provider die Möglichkeit einer simplen E-Mail-Weiterleitung einer Standard-E-Mail-Adresse wie etwa webmaster@DOMAIN über die Domain-Konfiguration an eine beliebige von Ihnen festgelegte E-Mail-Adresse in Ihrer eigenen Einrichtung (bevorzugt die Funktions-E-Mail-Adresse des eigenen PKI-Teams vor Ort) erlaubt.
Wird für eine Domain zum ersten Mal überhaupt eine E-Mail-Adresse beim Domain-Provider angelegt, so wird dabei implizit vom Domain-Hoster auch ein DNS-MX-Record angelegt. Bis dieser über den DNS-Resolver der DFN-PKI auch auf den DFN-PKI-Systemen angekommen und sichtbar ist und damit die Standard-E-Mail-Adressen für die Domain-Freischaltung bei einem (erneuten) Freischaltungsvorgang zur Verfügung stehen, können im Normalfall ca. 10 Minuten (im Ausnahmefall maximal die eingestellte Time-To-Live (TTL) Zeit der DNS-Records der Domain) vergehen.
Für die Domain-Validierung nutzbare Standard-E-Mail-Adressen, die für solch eine E-Mail-Weiterleitung konfiguriert werden können, sind (webmaster|hostmaster|postmaster|administrator|admin)@DOMAIN.
E-Mail-Kontakt aus dem WHOIS
Das Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung hat den Einsatz dieser Validierungsmethode grundsätzlich deutlich erschwert. Ursprünglich als manuelle und damit langsamere und nicht bevorzugte Validierungsmethode vorgesehen, ist sie leider seit dem 25.5.2018 so gut wie gar nicht mehr nutzbar, weil die meisten Domain-Registries keine E-Mail-Adressen von Domain-Inhaber, Admin-C oder Tech-C mehr über ein einfach für Dritte einsehbares WHOIS (Kommandozeile oder Web) herausgeben.
Falls Sie mittels dieser Methode eine Domain validieren wollen, prüfen Sie bitte vorab selbst, ob im einfach für Dritte einsehbaren WHOIS (Kommandozeile oder Web-WHOIS) des Registrars bzw. der entsprechenden TLD-Domain-Verwaltung E-Mail-Adressen von Domain-Inhaber, Admin-C oder Tech-C sichtbar sind. Nach unserer Erfahrung kann das für bestimmte .eu und .de Domains und ggf. mit einen sehr umständlichen Prozess im Einzelfall noch funktionieren.
Prüfen Sie bitte auf jeden Fall zunächst, ob die Domain nicht doch für eines der anderen Verfahren fit gemacht werden kann.
(rkm, 25.06.2018)